Press Release

Sommerlaune mit Folgen

Hitzschlag kann Migränerisiko verdoppeln und auch das Schlaganfallrisiko erhöhen
Jul 21, 2025

Frankfurt am Main, (21.07.2025) – Die umgangssprachlichen „Hundstage“ sind die heißesten Tage im Jahr und sie stehen kurz bevor. Welche medizinischen Risiken durch die großen und extremeren Hitzewellen drohen, zeigt eine neue Real World Data-Studie von IQVIA. Personen, die einen Hitzschlag erlitten haben, entwickeln in den Folgejahren etwa doppelt so häufig Migräne wie vergleichbare Personen ohne Hitzschlag. Und auch Schlaganfälle traten binnen der nächsten fünf Jahre bei den Hitzschlag-Opfern 1,3-mal häufiger auf1.

Schlaganfall, Migräne und Hitzschlag betreffen das zentrale Nervensystem – und offenbar besteht ein klarer Zusammenhang für alle drei Krankheitsereignisse. Eine neue Studie von IQVIA Deutschland unter der Leitung des Epidemiologen Prof. Dr. Karel Kostev liefert erstmals belastbare Daten, die eine gegenseitige Verstärkung dieser Ereignisse belegen. Basis war die Disease Analyzer-Datenbank von IQVIA.

In die Analyse flossen Daten von 5.794 Patientinnen und Patienten mit ärztlich dokumentiertem Hitzschlag sowie 28.970 gematchten Kontrollpersonen ohne Hitzschlag ein. Die Erhebung erfolgte in 1.216 Hausarztpraxen in Deutschland im Zeitraum von 2005 bis 2023. Das durchschnittliche Alter der Teilnehmenden lag bei 30 Jahren. Die meisten Hitzschläge wurden im Juni registriert (32 bis 34%), gefolgt von Juli (30%), August (15 bis 17%) und Mai (13%).

Hitzschlag – ein Risikofaktor für Schlaganfälle und Migräne

Im Beobachtungszeitraum von bis zu fünf Jahren entwickelten 8,8% der Patientinnen und Patienten mit Hitzschlag Migräne, verglichen mit nur 4,0% in der Kontrollgruppe. Die Regressionsanalyse zeigte einen klaren Zusammenhang: Ein Hitzschlag war mit einem signifikant erhöhten Risiko für Migräne assoziiert (Hazard Ratio [HR]: 2,26; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 2,00 bis 2,57). Auch geschlechtsspezifisch blieb dieser Effekt bestehen: Für Frauen lag die HR bei 2,33 (95%-KI: 1,96–2,79), für Männer bei 2,26 (95%-KI: 1,89–2,70).

„Unsere Studie zeigt erstmals eine klare statistische Verbindung zwischen Hitzschlag und dem Auftreten von Migräne – und das über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren“, erklärt Prof. Kostev. „Angesichts des Klimawandels und den zunehmenden Hitzewellen gewinnt diese Erkenntnis auch aus gesundheitspolitischer Sicht an Bedeutung.“

Besonders problematisch: In der gleichen Patientenkohorte konnte auch festgestellt werden, dass binnen der nächsten fünf Jahre bei den Hitzschlagopfern ein Schlaganfall 1,3-mal häufiger auftrat als in der Kontrollgruppe (HR: 1,35; 95%-KI; 1.05-1.80). In der Altersgruppe >45 Jahre war das Risiko 1,6-mal höher (HR: 1.61; 95%-KI: 1,15-1,64).

Grafik: Personen, die einen Hitzschlag erlitten haben, entwickeln in den nächsten Jahren etwa doppelt so häufig Migräne wie Menschen ohne Hitzschlag.
Quelle: Kostev K, et al., IQVIA in press.

„Besonders betroffen sind in unserer Untersuchung junge Menschen mit einem durchschnittlichen Alter von 30 Jahren“, betont Ira Rodemer, Beraterin bei IQVIA und Doktorandin an dem Universitätsklinikum Marburg. „Das deutet darauf hin, dass Hitzschläge häufig im Zusammenhang mit körperlicher Aktivität im Freien auftreten – etwa beim Sport oder bei körperlich belastenden Tätigkeiten im Sommer.“. Ob ältere Menschen eher zu Hause bleiben oder ob ein Hitzschlag bei ihnen häufiger tödlich verläuft, lasse sich aus den bisher vorliegenden Daten nicht ableiten. Die Forschungsgruppe plant hierzu nun weiterführende Untersuchungen.

Grafik: Personen, die einen Hitzschlag erlitten haben, entwickeln in den nächsten Jahren signifikant häufiger Schlaganfall als Menschen ohne Hitzschlag.
Quelle: Kostev K, et al., IQVIA in press.

Mögliche neurobiologische Erklärung: Entzündung, Durchblutungsstörung, Schädigung

Aus medizinischer Sicht ist der Zusammenhang plausibel: Ein Hitzschlag kann eine akute Schädigung des zentralen Nervensystems verursachen – einschließlich Entzündungsreaktionen, Schwellungen und einer gestörten Blut-Hirn-Schranke. Diese Prozesse spielen auch bei der Entstehung von Migräne eine mögliche Rolle und können ursächlich für die Manifestation eines späteren Schlaganfalls sein.

„Die beobachtete Risikosteigerung ist ein wichtiges Signal für Ärztinnen und Ärzte“, betont Kostev. „Nach einem Hitzschlag sollten Betroffene nicht nur auf akute Komplikationen hin überwacht werden, sondern auch im Hinblick auf mögliche langfristige neurologische Folgen.“. Weiter erklärt Kostev: „Damit rückt neben dem Schutz vor akuten Hitzeschäden auch die Prävention möglicher Folgeerkrankungen in den Fokus. Eine bessere Aufklärung über Hitzebelastung und deren potenzielle Spätfolgen - wie spätere Schlaganfälle oder Migräne - ist in Zeiten der sich erwärmenden Umwelt besonders in städtischen Ballungsräumen dringend erforderlich. Ebenso wichtig ist die gezielte Nachsorge nach hitzebedingten neurologischen Ereignissen.“


Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Prof. Dr. Karel Kostev
IQVIA Epidemiology
Unterschweinstiege 2–14
60549 Frankfurt am Main
E-Mail: karel.kostev@iqvia.com

 

 

1Die vorliegende Studie ist derzeit limitiert auf junge Patienten. Folgearbeiten auf weitere Altersgruppen sind in Planung.

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